Gedanken zum Sonntag „Jubilate“, 3. Mai 2020

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von Pfr. Dirk Wnendt

Jubilate, auf Deutsch: Jubelt! So heißt dieser Sonntag, der hoffentlich der letzte seiner Art ist!
Klingt sicher komisch, „der hoffentlich der letzte seiner Art ist!“ Ich meine damit, dass der Sonntag Jubilate hoffentlich der letzte Sonntag ist, an dem wir nicht mehr „gemeinsam – getrennt“ unsere Gottesdienste am PC oder am Fernseher als Gemeinde miteinander feiern müssen!
Ich hoffe, damit, dass wir ab nächsten Sonntag, dem Sonntag „Kantate“, wieder „gemeinsam-zusammen“ in der Christuskirche oder der Friedenskirche singen, hören, beten und lachen können. Obwohl es sicher auch in den nächsten Wochen und Monaten kompliziert werden wird mit unseren Gottesdiensten.

Am Mittwoch haben wir Pfarrer von der Landeskirche eine lange Liste von Informationen über die Beschlüsse, Vorgaben und was nicht noch alles bekommen und gerade hab ich die Mail vom Dekanat mit den Vorgaben gelesen, die der Kirchenvorstand für das Feiern von Gottesdiensten als Schutzmaßnahmen beschließen sollte. Eins ist klar, wir werden auch in nächster Zeit unsere Gottesdienste auf ungewohnte Art und Weise feiern müssen.

Aber nichts desto trotz, wir werden wieder miteinander feiern und das ist für mich persönlich eine wunderbare Aussicht. Ich freu mich auf die nächsten Sonntage, wo wir uns wieder in unseren Kirchen begegnen werden, miteinander reden, singen und hoffentlich auch, mit dem nötigen Abstand zueinander, den „schillerschen Kaffee“ trinken werden!

Im Predigttext für den Sonntag Jubilate, der im Johannesevangelium steht, berichtet Johannes über ganz besondere Sätze, die Jesus gesagt hat, die „ego eimi“ Worte, die sogenannten „Ich bin“ Worte.

Im Kapitel 15 sagt Jesus: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Für mich ist in diesen „ver-rückten Corona-Zeiten“ die entscheidende Aufforderung von Jesus an uns: „Bleibt in mir und ich in euch!“ Das ist das wichtigste Fundament des Glaubens und unseres Christseins auch in diesen ver-rückten Zeiten: in der Liebe Jesu zu bleiben. Denn genau da ist Gemeinde, wo die Liebe Jesu in Gemeinschaft lebt.

In der Liebe Jesu bleiben, bedeutet für mich heute: Ich sehe hinter der Maske für den Virenschutz den anderen Menschen! Den Menschen, dem ich später wieder die Hand geben werde, den ich hoffentlich bald wieder umarmen und drücken werde, mit dem ich sprechen, lachen, diskutieren kann und über den ich mich auch ärgern werde.

Ich hoffe und wünsche mir für uns als Gemeinde hier am Ammersee, dass wir gemeinschaftlich in der Liebe Jesu bleiben, auch wenn mit jedem Tag die Belastungen dieser ver-rückten Zeit für Manche und Manchen gefühlt größer werden!

Ich hoffe und wünsche mir für uns als Gesellschaft hier in Bayern und Deutschland, dass wir weiter den Weg aufeinander zugehen und Verantwortung füreinander übernehmen. So wir es in diesen ver-rückten Zeiten schon Viele gemacht haben und noch immer machen!

Ich hoffe und wünsche mir für uns als Menschen dieser Welt, dass wir alle aus dieser ver-rückte Zeit die Erfahrung mitnehmen, dass mein kleines Handeln hier in meiner kleinen Welt tatsächlich Auswirkungen auf Menschen an anderen Orten unserer Welt hat und ich die Menschen dort nicht aus den Augen und meinem Herzen verlieren darf.

Denn genau das bedeutet für mich auch dieses Jesu-Wort: Bleibt in mir und ich in euch!

Euch allen eine gesegnete und gesunde Zeit und behüt euch Gott!